Büroabenteuer #1 – Ich bin eine Heldin.

Bei meinem aktuellen Auftrag gehört Autofahren mit zu den Aufgaben. Was ich nicht besonders lustig finde, da ich äußerst ungern mit fremden Autos fahre. Aber mei, „Geht nicht, gibts nicht.“ – also werde ich mich überwinden.

So war es nun also diese Woche soweit. Gleich zwei fremde Autos an einem Tag(!), für mich an Heldenmut kaum zu überragen! Mein Chef schickte mir dann Sonntagnacht noch eine Erinnerungsmail, ich möge bitte meinen Führerschein nicht vergessen. Wie könnte ich?? Seit Wochen habe ich mich auf dieses „Abenteuer“ vorbereitet.

Also gleich am Vormittag in die Garage, um mich vorzubereiten: Sitz, Spiegel, Navi einrichten. Alles soweit kein Thema. Aber wo steckt man den Schlüsel hin und wie startet man dieses Auto?
Zum Glück habe ich einen sehr guten Spetzl im Unternehmen, welchen ich anrief.

Er: „Du musst auf den Startknopf drücken.“
Ich: „Das habe ich, geht nicht.“
Er: „Gleichzeitig die Bremse und Kupplung treten.“
Ich: „Aber wo stecke ich den Schlüssel hin, da ist kein Loch.“
Er: „Den Schlüssel steckst Du in die Hosentasche.“

Okay, damit wusste ich also wie man das Auto startet. Sonst auch keine weiteren Auffälligkeiten. Aber warum geht das Auto an der Kreuzung aus? Das soll doch ein Automatik sein, den kann man doch gar nicht abwürgen?
Aha, irgend so ein Energiespar-Firlefanz.

Natürlich habe ich mich verfahren. Das Navi hatte entschieden, einfach nicht mit mir zu reden. Aber da ich meine Orientierungslosigkeit einkalkuliert hatte (40 min. für 4 km), war ich noch pünktlich.

In der Werkstatt dann habe ich das Blondchen gegeben, was recht gut funktioniert hat. Ich glaube, die Herren sind Kummer gewöhnt und freuen sich, als rettender Held auftreten zu dürfen.
Aber da ich ja keine Hosentaschen habe (Kostümchen) habe ich natürlich prompt den Schlüssel verschmissen. Der nette Herr startete das Auto und meinte nur, „…er muss hier in der Nähe sein, sonst würde es nicht funktionieren.“.
Ich fand ihn auf dem Beifahrersitz unter den Papieren.

Okay, Auto Nummer eins also unbeschadet übergeben. Nun sollte ich ein anderes wieder mitnehmen. Dieses Mal half mir mein Charme nicht weiter. Als ich den Herrn fragte, wie ich denn rausfände, ob die ganze Technik auch wirklich vorhanden sei (2 Seiten Sonderausstattung), meinte er „Das werden sie wohl testen müssen. Der Wagen steht draußen im Hof.“.
Bitte??
Also unter Service verstehe ich etwas anderes.

Okay, kann ja so schwer nicht sein. Auch hier wieder alles eingerichtet. ABER, wie stellt man den Sitz ein? Ich nehm das zwar nicht so genau, aber ich kam nicht mal annähernd an die Pedale ran. Dieses Auto hat jeden technischen Schnickschnack, aber beim Sitz hat es nur Hebel. Und keiner davon, wollte mich den Pedalen auch nur etwas näher bringen. Als ich leicht beschämt wieder zum Telefon greifen wollte, fand ich den benötigten Hebel dann einsam auf der rechten Seite.

Auch hier wieder keine Möglichkeit, den Schlüssel irgendwo hinzustecken. Also habe ich ihm hoch konzentriert ein Platzerl zugewiesen. Ich mag ja später nicht wieder suchen.

Das Fahren im Münchner Berufsverkehr ist keine Freude, zumal ich mir für einen Spurwechsel am liebsten erst einmal Mut ansaufen wollen würde. Und ausgerechnet wenn ich mit einem fremden Auto unterwegs bin, meint mich jemand bedrängen zu müssen. Das passiert mir mit meiner geliebten Rennsemmel nie! Ich war kurz davor auszusteigen und dem Schnösel mal kurz meine Meinung zu geigen. Wir konnten es aber auch über Blickkontakt regeln. Aus mir – dem im Verkehr sonst so schüchternen Mauserl – ist scheinbar eine Krawallmaus geworden.

Die stete Angst vor Fehlern oder das Glück der Freundschaft.

Ich meine eine ziemlich gute Selbsteinschätzung zu haben. Meine Stärken und Schwächen kenne ich ziemlich genau. Zu den Schwächen gehören insbesondere Themen, mit denen ich weniger Erfahrung habe, so z.B. Kinder oder aber Autofahren.

Bei Letzterem ist es nicht so, dass ich es nicht könnte – ich habe nur einfach keine Lust mich damit wirklich auseinanderzusetzen. Ich war in meinem Leben noch nie in einer Autowerkstatt, weiß nicht wo der Kratzer ist, noch kann ich einparken. Ich habe da so meine ganz eigenen Methoden, mit denen ich bisher ganz wunderbar klar kam. Bis jetzt.

Und wenn ich fahre, dann bitte nur mit meinem eigenen Auto. Anders ist die Situation, wenn die Motivation stimmt. Mein kleiner Neffe wurde mal bei einem Dorffest ins Gesicht gebissen und musste zur Sicherheit ins Krankenhaus. Ich hatte gerade eine gesunde Phase und war die noch einzig Fahrfähige (0 ‰). Problemlos und wie eine Göttin bin ich mit einem fremden Auto ins Krankenhaus gefahren. Einparken war da auf einmal auch kein Thema mehr.

In erster Linie habe ich immer Bammel, etwas kaputt zu machen. Unfälle hatte ich bisher keine und Beschädigungen auch nicht wirklich relevante.

Nun ist es allen Ernstes so, dass ich beruflich Auto fahren soll. Ich habe meinem Chef ohne Umschweife gesagt, dass ich ein ziemlich grottiger Autofahrer bin, hatte natürlich auch sofort Alternativvorschläge zur Hand. Mit einem Grinsen antwortete er mir: „Es wird Zeit, dass Du unsere Produkte kennenlernst.“. Na bravo, ich mach mir vor Angst bald in die Hosen.

Jetzt soll ich sogar eine eintägige Fahrausbildung erhalten. Bin gespannt wer die härteren Nerven hat. Der Trainer oder ich. Das wird sicher ein spannender Tag und ein lustiger Blogbeitrag.

Nunja, an dem Tag an welchem ich den Fahrzeugtausch vornehmen muss, werde ich das hilflose Blondchen mit den großen Kulleraugen geben. Mache ich sonst nie. Aber mei, das ist eine Ausnahmesituation und benötigt entsprechende Maßnahmen. Schickes Kostümchen, offene Haare und ein bisschen hilflos spielen…

Und sollte ich es wirklich nicht selbst hinbekommen, werde ich in der Firma den Warnblinker einschalten, meinen langjährigen Spetzl anrufen und mit dem Zündschlüssel winken. Er hat mich um Mitternacht auch schon vom Glatteis geholt (als mein Mann auf Reisen war). Er ist bereits informiert und meinte nur: „Melde Dich einfach, wenn es soweit ist.“.
Von ihm bekomme ich auch so wunderbare Aussagen wie „Gelbes Lämpchen ist okay. Das Rote ist das Böse, dann musst Du anhalten.“ Klar, verständlich, präzise – so mag ich das. Hach, Freunde sind was Tolles.