Was ist ein #Traumjob?

Nach einer ziemlich groben Enttäuschung, habe ich mich beruflich für ein Leben als Interim Assistentin entschieden. Frei sein, jederzeit wechseln können, viel sehen, lernen und ausprobieren waren meine Motivation. Nicht noch einmal wollte ich mich der Willkür eines Unternehmens aussetzen. Mein damals traumhafter Chef hat das Unternehmen gewechselt. So sehr ich ihn auch schätze, wollte ich München nicht verlassen und mitgehen. Danach folgte (m)ein freier Fall in diesem Unternehmen. Natürlich hatte ich einen Anwalt eingeschaltet, dann bekam ich zwar ein Abfindung, aber was bedeutet schon Geld in so einer Situation?

Doch diese, meine hoch geschätzte Flexibilität und Freiheit hat auch ihren Preis. Immer wieder in neue Unternehmen, Systeme, Aufgaben, Hierarchien und Strukturen einarbeiten ist kein Spaziergang. Und so langsam glaube ich, ist es an der Zeit mich beruflich wieder zu binden. Doch die nächste Aufgabe muss kompromisslos passen. Mein Ziel ist eine mehr- wenn nicht sogar langjährige Zusammenarbeit. So versuche ich im Moment herauszufinden, was die richtige Aufgabe für mich ist.

Neulich wurde ich nach meiner Definition von Traumjob gefragt. Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich glaubte einmal meinen perfekten, persönlichen Traumjob gefunden zu haben. Es war die Hölle. Seitdem bin ich mit diesem Wort überaus vorsichtig.

Die Filmbranche fasziniert mich. Es ist aber nicht der Glamour der Branche, sondern die Stimmung und Professionalität hinter der Kamera. Nie zuvor habe ich so eine Leidenschaft für die Arbeit erlebt. Die pure Professionalität in Kombination mit Disziplin. Ich liebe es. Mit Anfang zwanzig war ich als Produktionskoordinatorin das erste Mal beim Film. Eine wirklich spannende Zeit.
Beim ersten „ISS Forum“ übernahm meine Firma die Produktion der Zuspielfilme, die Eventorganisation und die Liveregie. Sogar eine Liveschaltung zur ISS ermöglichten wir. 2001 war das noch etwas ganz Besonderes.
Das erste und einzige Mal im Leben sah ich fünf Tage kein Tageslicht, welch großartige Atmosphäre! Der Flow in Reinstform.

So war ich also Ende zwanzig der Meinung ich müsse wieder in die Filmbranche, dieses Mal aber nicht Image- sondern Fernsehfilm. Persönliche Assistentin einer Filmproduzentin – mein absoluter Traumjob! Was habe ich mich darauf gefreut.

Misstrauisch hätte ich schon werden sollen, als die Dame vor mir den Job nach nur drei Wochen gekündigt hat. Der Film „Der Teufel trägt Prada“ ist in keinster Weise übertrieben. Nur war meine Produzentin – aufgrund ihrer Erfolglosigkeit – noch schlimmer auszuhalten. Nach bereits sechs Wochen wusste ich, dass ich nicht die Richtige für die Position bin.
Als ich ein halbes Jahr später bei der Weihnachtsfeier die Kollegen aus Köln kennenlernte, wurde ich neugierig und mit großem Respekt empfangen. Später an der Hotelbar erfuhr ich, dass bereits erste Wetten darauf verloren waren, wie lange ich durchhalten würde.
Ich habe diesen Wahnsinn eineinhalb Jahre durchgezogen und war damit ihre längste Assistentin. Zu meiner Enttäuschung wurde in dieser Zeit nicht ein einziger Film produziert. Heute bin ich fast ein bisschen dankbar für diese harte Schule. Alle nachfolgenden Vorgesetzten sind begeistert von meiner proaktiven Arbeitsweise.

Hohes Arbeitsaufkommen oder Zeitdruck bedeuten keinen Stress für mich, damit kann ich ganz wunderbar umgehen. Schwierig wird es, wenn meine persönlichen Werte oder Grenzen überschritten werden: Unprofessionalität, agressives Verhalten, (unnötige) Anrufe im Privatleben (seitdem bleibt das Firmenhandy im Geschäft und die Privatnummer geheim), ein Chef der die Hosen vor mir runter lässt (tatsächlich geschehen), undefinierte Aufgabenstellung, ungewünschte Berührungen…

Bei meinem aktuellen Auftrag erlebe ich eine gänzlich neue Erfahrung – keinen Stress! Spaß macht das Projekt auch, der Kollege ist nett, die Arbeitszeiten sind großartig, nie zuvor habe ich so entspannt und dadurch effizient gearbeitet. Auch jetzt kann ich mich „austoben“ und bin gezwungenermaßen im Flow. Ablenkung kann ich mir bei dieser Tätigkeit nicht gestatten.
Mit der B-Seite; der entsetzlichen Arbeitsumgebung und dem Honorar, habe ich umzugehen gelernt.
Doch bedeuten Seelenfrieden und Freude gleich Traumjob? Leider nein. Traumhaft wird es dann, wenn ich mich mit dem Thema identifizieren kann.

Mein Ziel ist es, folgendem Zitat gerecht zu werden.

Wähle einen Beruf, den du liebst,
und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.

Oh #Apulien, was hast Du nur mit mir getan?

Anfang April war ich für einen Fotografieworkshop im bezaubernden Apulien. Es ergab sich auch ein wenig Zeit zum nachdenken. Seitdem bin ich ganz massiv in Aufbruchsstimmung. Ich fühle mich – im wahrsten Sinne des Wortes – entrückt. Eine gewaltige Unruhe treibt mich.

Seither bin ich bei der Bestandsaufnahme. Wo bin ich, was will ich?

München – meine Wahlheimat – und bisher der Nabel meiner Welt, passt nicht mehr zu mir.
Zu viele Menschen, zu wenig Platz, zu viel Stress und Hektik, zu wenig Ruhe oder gar Zeit für Muse.

Jederzeit alle Bälle in der Luft, immer am Anschlag – im Job wie in der Freizeit. Ich bin sehr gut in meinem Job, beruflich erfolgreich, wenn man Auftragslage, Anerkennung und Finanzen als Maßstab nimmt.
Doch was ist mit mir wichtigen Werten wie Sinn, Freude und Zufriedenheit?

Freute ich mich früher, wenn das Training einmal ausfiel und ich einen zusätzlichen Abend Zeit hatte, bin ich jetzt ungenießbar wenn mir „mein Ventil“ fehlt. Wenn man den Sport als Ausgleich so sehr braucht, ist das doch schon ein Zeichen, dass etwas falsch läuft.

Ich fühle mich eingesperrt, will einfach nur noch raus und weg! Mein Mann ist gerade in ganz ähnlicher Stimmung. Es wäre ein Leichtes, ihn zu überzeugen mitzukommen…
Doch wir haben auch Verantwortung: einige Nichten und Neffen sowie zwei Patenkinder. Sie zählen auf uns.

Kommende Woche werden wir ziellos nach Italien – dem Land unserer Herzen – reisen. Mal sehen, ob wir dabei eine neue Richtung finden.

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